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Folgender Bericht erschien im Schwäbischen Tagblatt vom 6.8.2005:

 

Bühne frei für Goldene Gans

Die Seebronner Sommerfreizeit ist diesmal ein Theater-Camp 

SEEBRONN (Willibald Ruscheinski (ski). „Der, wo meine Töchter zum Lachen bringt“, kräht der erst sechsjährige Ritter Leon Schiebel im Namen seines Königs und wedelt dabei mit einem martialischen Morgenstern aus Pappe, „der erhält sie als Frau“. So kommt es dann auch im Märchenspiel von der „Goldenen Gans“, das die Kinder des Feriencamps „Bühne frei“ nach fünftägiger Probenzeit gestern Nachmittag vor bald 50 Eltern aufführten.

Zum sechsten Mal schon hat der Verein SeeStern eine zweiwöchige Kinderfreizeit zum Ferienbeginn organisiert. Nach Themen wie Kelten, Regenwald, Afrika bot er heuer ein Theater-Camp an, fachlich angeleitet von der Tübinger Schauspielerin und Theaterpädagogin Janne Wagler.

Drei Viertel der 40 Teilnehmer/innen wollten gleich mitspielen und stellten sie damit vor eine einigermaßen anspruchsvolle Aufgabe – schon, weil Sechs- bis Zwölfjahrige im Camp sind und auch mehrere behinderte Kinder bei den Proben mitmachten. „Ich habe einen Stoff herausgesucht, mit dem Kinder gleich etwas anfangen können“, erklärt Wagler die Wahl des Grimm‘schen Märchens von der „Goldenen Gans“. Darin sticht ein vermeintlich tumber Bauernsohn Tor seine clevereren Brüder aus und darf am sogar Ende die Prinzessin heiraten – nur, weil er ein so gutes Herz hat.

„Die ersten zwei Tage haben wir erst mal improvisiert“, sagt Janne Wagler. „Denn Kinder haben auch in diesem Alter schon eine fixe Vorstellung davon, was Theater zu sein hat. Und die muss man erst mal aufbrechen.“ Außerdem sei es darum gegangen, die jungen Akteure „in Bewegung“ zu bringen. Ein Prozess, der den Kindern, besonders den Älteren unter ihnen, sehr viel Geduld abverlangt, weil sie sich den Weg zur Premiere meist leichter vorgestellt haben.

„Wir wollten auf jeden Fall etwas Vorzeigbares erarbeiten, das war immer klar“, meint dazu Marisa Raiser. Die Zehnjährige durfte den „Dummling“ mimen, also die replica uhren Hauptrolle. Ihr Altersgenosse Fabio Herbst hingegen bekam den Part eines rotnasigen Super-Trinkers, der ganze Weinkeller leer saufen kann und damit dem Helden hilft, eine der Aufgaben des Königs zu lösen. „Ich fand es klasse“, sagt Herbst, „dass wir frei sprechen durften und nicht einen fertigen Text aufsagen mussten.“

„Wenn ich an eine Schule komme“, lobt derweil Janne Wagler das Camp, „dann fühle ich mich oft wie eine Einzelkämpferin. Hier war Staatstheater: Es gab einen großen Stab, der sich um Requisiten, Bühnenbild und Kostüme kümmerte.“ Auch gestern wurden noch halbe Wälder umher getragen, surrten tapfer die Nähmaschinen.

Zwölf Betreuer/innen kümmern sich unter der Leitung von Jule Rondthaler und Jakob Rauscher um die 40 Camp-Kinder. Und zieht man jene fünf Betreuer ab, die sich dank Unterstützung der „Aktion Mensch“ exklusiv der fünf behinderten Teilnehmer annehmen, bleibt „netto“ immer noch ein Siebener-Team übrig. Esist nicht, wie sonst zumeist, auf feste Gruppen verteilt, sondern kollektiv fürs ganze Camp zuständig.

„Das heißt aber auch, dass man irgendwann 40 Namen kennen sollte“, seufzt Rondthaler: „Und heute, wo ich sie allmählich drauf habe, gehen schon wieder die Ersten.“ Doch 30 Kinder werden ihr auch in Camp-Woche zwei erhalten bleiben und sich, so viel steht schon fest, mit Janne Wagler ein weiteres Stück erspielen.